Tanz und Choreografie: Polyxeni Angelidou | Sofia Karagiorgou
Musik: Cravune
Unterstützung im Konzept: Karla Marchesi
Dramaturgie: Elisabeth Leopold
Bühne-Kostüm: Cristina Lelli
Zwei Körper in binärer Opposition unterbrechen und übertreten die Gesetze der Zeit, indem sie ihre eigene Chronologie aufstellen. So beginnt sich eine heterotopische Landschaft herauszubilden, in der jegliche Symbole und Fiktionen der westlichen Kultur dem Willen der Natur unterliegen. Orte, Ikonen, Macht- und Wissenssysteme sowie Reflexionen des gegenwärtigen Status quo werden gewaltsam von äußeren Kräften überfallen. Stabile Strukturen brechen in sich zusammen und parasitäre Elemente setzen sich fest. Das Objekt zersetzt sich selbst, passt sich an und schafft es so sich weiterzuentwickeln. Dies beeinflusst und verändert auch die Körper und deren Bewegungsfreiheit. So wird die Autonomie des Rhythmus und die Vertikalität des Körpers zur Plattform einer aufkommenden Symbiose und eines Austauschs.
In dieser Choreographie finden zwei Individuen in immer neuen dynamischen Setzungen ihre Grenzen im Raum. Das Stück lässt visuelle Metaphern entstehen, indem es den Körper und seine Proportionen mal komplementär, mal nebeneinander auftauchen lässt und dabei auf verschiedene Bewegungs- und Verhaltensqualitäten zurückgreift, die eine Palette physischer und psychischer Zustände aufzuzeigen. Mit formalen Strategien, wie struktureller Unvollständigkeit, Unregelmäßigkeit und Asymmetrie, schaffen die Tänzerinnen es durch die Beziehung zu ihren Körpern ein architektonisches Empfinden zu erzeugen, welches eine fortlaufende Erzählung im Stück befruchtet.
Während sich dieser Erzählstrang entlang der Performance entwickelt, wird eine starke emotionale Verbindung zum Publikum hergestellt. Durch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen wie die vielfältigen Rollen und Funktionen, die ein Mensch in der heutigen Gesellschaft einnimmt und die daraus resultierenden Auswirkungen auf den menschlichen Körper, die Identität und Bewegungsfreiheit, evoziert das Stück ein Bewusstsein darüber, dass die menschliche Rasse auf den Ruinen ihrer eigenen Geschichte lebt.
Ästhetisch orientiert und inspiriert sich das Stück an den visuellen Arbeiten des zeitgenössischen spanischen Fotografen Pablo Genovese und der zeitgenössischen australischen Malerin Karla Marchesi. Konzeptuell folgt es, neben persönlichen Beobachtungen und der Erforschung von Stadtlandschaften, theoretischen Diskursen von Michel Foucault und seinem Werk "Andere Räume: Utopien und Heterotopien" und John Ruskins "Theorien des Erhabenen“.
Polyxeni und Sofia begannen vor einem Jahr zusammen zu arbeiten und untersuchen gemeinsam Wege der kollaborativen Autorenschaft, dabei konzentrieren sie sich auf die Übertragung von Bedeutung durch minimalistische, choreografische Kompositionen. Dieses Stück ist das erste Ergebnis ihrer Zusammenarbeit.